 |  |  | | | Unweit der mittelalterlichen Mosburg des Biebricher Schlossparks steht am Nordrand des herzoglichen Parks das PFORTENHAUS.
Als Teil der Schlossanlage diente es dem nach englischem Vorbild gestalteten Barockpark als Wachhaus.
Das direkt am Rhein gelegene Biebricher Schloss war damals die Hauptresidenz der nassauischen Herzöge.
Zuletzt stand das PFORTENHAUS fast zwei Jahrzehnte lang leer und es wurde seit ca. 80 Jahren nicht mehr saniert.
So wurde es dafür allerhöchste Zeit!
Das Pfortenhaus wird in Kürze in seine neue Bestimmung als kleiner und feiner Veranstaltungsort mit gehobener Gastgebung eingeweiht.
Referenzen des Eigentümers:
Ganz in der Nähe liegt das Hofgut Hammermühle von 1690, einem der ältesten Gebäude der Stadt:
W W W . H O F G U T - H A M M E R M U E H L E . D E
Das Palais Hochheim (1911) wird zur Zeit saniert. Die Vermietung der Wohnungen hat bereits begonnen.
W W W . P A L A I S - H O C H H E I M . D E
Das Bauerwartungsland liegt gegenüber der Hammermühle in Biebrich. Dort sollen sogenannte "Retrohäuser" nach Vorbild des Herrenhauses der Hammermühle erbaut werden:
W W W . R E T R O H A U S . D E
…oder mehr Fotos auf facebook unter:
"Hammermühle Wiesbaden" und "Palais Hochheim", sowie "Pfortenhaus".
Verfasser:
Uli Brandner
Tel: 0 6 1 1 - 5 2 9 0 0 1 9
mail: i n f o @ P f o r t e n h a u s . d e
*
*
*
*
zur Geschichte:
Schloss Biebrich zählt ohne Zweifel zu den eindrucksvollsten Barockschlössern am Rhein. Die dreiflügelige Anlage mit den beiden Seitenflügeln und dem Rheinschloss erscheint heute als ein einheitliches Ensemble. Dennoch hat das Schloss eine komplizierte, sich über mehrere Jahrzehnte erstreckende Baugeschichte. Aus kleinsten, bescheidenen Anfängen ist das Gebäude nach und nach zu einem repräsentativen Residenzschloss ausgebaut worden.
- Aus kleinsten, bescheidenen Anfängen -
Es war Fürst Georg August Samuel von Nassau-Idstein, der am Ende des 17. Jahrhunderts am Rheinufer bei Biebrich zunächst ein Gartenhaus errichten ließ, das lediglich tagsüber zum Aufenthalt genutzt werden konnte. Doch die günstige Lage veranlasste den Fürsten, das bescheidene Gartenhaus 1701 zu einem Wohnschlösschen ausbauen zu lassen.
Von 1704-1706 wurde ein weiterer Pavillon ca. 80 Meter östlich von dem ersten errichtet. In der Folgezeit ging die Planung dahin, nach dem Vorbild der Orangerie in der Kasseler Karlsaue die beiden Wohnschlösschen mit Galerien und einem Mittelbau zu verbinden.
In dieser Planungsphase konnte der Fürst den Mainzer Architekten Maximilian von Welsch gewinnen. Dieser übernahm die bereits vorhandenen Wohnschlösschen und ersetzte den vorgesehenen Mittelbau durch eine Rotunde, um den zu einem barocken Schloss gehörenden Festsaal zu erhalten. Ab 1708 wurde dieser Plan verwirklicht. Hinter dem Schloss ließ er einen barocken Park anlegen, der von einer Orangerie abgeschlossen wurde.
Im Innern wurden die Wohnräume kostbar ausgestattet. In den beiden Galerien waren Deckengemälde vorhanden, die Szenen aus der Odyssee des Homer und der Aeneis des Vergil zeigten. Sie wurden von feinsten Stuckaturen eingerahmt.
Das Zentrum der Schlossanlage aber bildete die Rotunde. Im Erdgeschoß war ein Grottensaal, eine sog. Sala terrena, mit Wasserspielen eingerichtet. Durch eine Öffnung in der Decke ging der Blick in den Festsaal und in die von acht Marmorsäulen getragene Kuppel zum Deckengemälde, das seinerseits von einer Öffnung erleuchtet wurde. Das Kuppelfresko zeigte die Aufnahme des Aeneas in den Olymp. Den Mittelpunkt der von zahlreichen Götterfiguren beherrschten dramatischen Szene bildete Jupiter, der als bemalte Holzskulptur auf einem Adler thronend mitten im Raum schwebte.
Der Blick aus der Unterwelt in die Welt der Götter muß einen phantastischen Eindruck hinterlassen haben. Leider wurde bereits zu Lebzeiten des Fürsten das ursprüngliche Konzept verändert. Die Öffnung im Boden der Rotunde wurde verschlossen und anstelle des Grottenraumes wurde eine Schlosskapelle eingerichtet.
- Ausbau zum Residenzschloss -
Als Fürst Georg August 1721 starb, war sein "Versailles am Rhein" noch nicht vollendet. Erst nachdem die Fürstin Charlotte Amalie von Nassau-Usingen das "teure" Erbe angetreten hatte, konnte der Rheintrakt zwischen 1731 und 1733 fertiggestellt werden. Als sich abzeichnete, dass die nassau-usingische Linie alle walramischen Teile beerben würde und dass das Land von Biebrich aus regiert werden sollte, wurde das Schloss nach Plänen des Architekten Friedrich Joachim Stengel zunächst durch einen Ostflügel und anschließend durch eine Westflügel ergänzt.
1744 verlegte Fürst Carl seinen Sitz aus dem im hinteren Taunus gelegenen Usingen an den Rhein und bezog das nunmehr als Residenz ausgebaute Schloss am Biebricher Rheinufer.
Auch in den kommenden Jahrhunderten wurden nach dem Geschmack der Zeit immer wieder Veränderungen vorgenommen. So wurde die barocke Ausstattung des Schlosses unter Herzog Wilhelm 1826/27 vollständig entfernt. Glücklicherweise wurde das Deckengemälde in der Rotunde nur mit Firnisfarbe übermalt, so dass man es wieder freigelegen konnte und es heute in seiner ganzen Schönheit bewundern kann. Nur die Jupiterskulptur ist verschwunden.
Bis zur Erbauung des Wiesbadener Stadtschlosses blieb Schloss Biebrich Hauptresidenz der Fürsten und Herzöge von Nassau. Von 1840 bis 1866 wurde es als Sommerresidenz genutzt. Nach der Annexion des Herzogtums durch Preußen blieb das Schloss im Eigentum von Herzog Adolph und wurde ab 1890 von der luxemburgischen Finanzkammer verwaltet. Der weit überwiegende Teil der Einrichtung gelangte damals in die luxemburgischen Schlösser. 1934 wurde die gesamte Anlage an den preußischen Staat verkauft. Es sollte als Museum genutzt werden.
Große Zerstörungen erfuhr das Schloss während des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit. Es war der Freiwilligen Filmselbstkrontrolle zu verdanken, dass das Schloss trotz der Schäden gerettet wurde. Das Land Hessen hat das Schloss in den Jahren 1980-85 vollständig renoviert und auch den Ostflügel wieder aufgebaut. Heute nutzt der hessische Ministerpräsident das Schloss zu Staatsempfängen.
Das PFORTENHAUS bekommt seine Chance nach früheren Gerüchten über einen geplanten Abriss erst jetzt im Jahr 2013. Es wird sensibel mit Rücksicht auf seine Eigenschaft als Kulturdenkmal saniert.
Verfasser geschichtlicher Teil: verschiedene Quellen |  |
|